Donnerstag, 12. März 2009

Tagesberichte 11.-12.03.2009

Logbucheinträge 11.-12.03.2009

Amok (malaiisch: meng-âmok, in blinder Wut angreifen und töten) ist eine psychische Extremsituation, die durch Unzurechnungsfähigkeit und absolute Gewaltbereitschaft gekennzeichnet ist.

Ursprünglich war Amok keine private Einzeltat, sondern das genaue Gegenteil. Es handelte sich im indonesischen Kulturkreis um eine kriegerische Aktion, bei der einige wenige Krieger eine Schlacht dadurch zu wenden versuchten, dass sie ohne jegliche Rücksicht auf Gefahr den Feind blindwütig attackierten (dieses Muster findet sich auch beim Berserker).

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts glaubte man, dass Amokläufer nur im Vollrausch ihre Tat begingen. Im renommierten Lexikon von Meyer aus dem Jahre 1888 heißt es dazu:

Zitat aus Meyer: „Amucklaufen (Amoklaufen, vom javan. Wort amoak, töten), eine barbarische Sitte unter mehreren malaiischen Volksstämmen, zum Beispiel auf Java, besteht darin, dass durch Genuss von Opium bis zur Raserei Berauschte, mit einem Kris (Dolch) bewaffnet, sich auf die Straßen stürzen und jeden, dem sie begegnen, verwunden oder töten, bis sie selbst getötet oder doch überwältigt werden.“
Inzwischen hat das Amok-Phänomen längst die Industrienationen erreicht und die Soziologie führt den Amoklauf nicht mehr auf Rauschgiftgebrauch zurück.

Erklärungsansätze, die Amoklauf auf eine einzige Ursache zurückführen wollen (Monokausalität), scheitern bei der Erklärung des Phänomens. Vielmehr wirken Voraussetzungen des sozialen Umfelds mit Voraussetzungen in der Person des Amokläufers selbst zusammen. Während früher Amoklauf als direkte Folge einer individuellen psychischen Störung angesehen wurde, gilt diese Erklärung heute als widerlegt. Als Auslöser eines Amoklaufs gelten eine fortgeschrittene psychosoziale Entwurzelung des Täters, der Verlust beruflicher Integration durch Arbeitslosigkeit, Rückstufung oder Versetzung, zunehmend erfahrene Kränkungen sowie Partnerschaftskonflikte.

Oft spielen vor einem Amoklauf mehrere Faktoren eine Rolle. Dabei sind sie nicht unmittelbar direkt vor dem Ereignis gelegen, sondern können bereits längere Zeit bestehen. Die Täter sind meist Männer mit aggressions- und konfliktgehemmter Persönlichkeit. Typisch ist, dass es sich bei Amokläufen nicht um Affekthandlungen (relativ spontanen, vom Täter nicht kontrollierbaren Handlungen aus starken Gefühlen heraus) handelt. Die Tat ist vielmehr eine Folge allmählicher Entwicklung gewalttätiger Gedanken und Fantasien. Nur bei sieben Prozent der Täter ist eine psychiatrische Erkrankung festzustellen. Tatmotiv ist meist Rache (61 Prozent).

Auswahl bekannter Amokläufe

01 . August 1966: Ein geistesgestörter Heckenschütze tötet an der University of Texas in Austin 16 Menschen, bevor er von der Polizei erschossen wird.

18. Juli 1984: In einem McDonald's-Restaurant im kalifornischen San Ysidro schießt ein arbeitsloser Wachmann um sich. 21 Menschen sterben.

4. Dezember 1986: In der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá läuft ein Vietnam-Veteran Amok. Er ersticht und erschießt 29 Menschen, bevor ihn die Polizei tötet.

19. August 1987: In der englischen Kleinstadt Hungerford tötet ein mit einer Kalaschnikow und einem Revolver bewaffneter Mann 16 Menschen, bevor er sich selbst das Leben nimmt.

16. Oktober 1991: Ein Mann rast mit seinem Pick-Up-Truck durch die Frontscheibe eines Restaurants im texanischen Killeen. Anschließend feuert er dort um sich und tötet 22 Menschen. Der Täter richtet sich selbst durch einen Kopfschuss.

13. März 1996: Im schottischen Dublane eröffnet ein Amokläufer das Feuer in der Turnhalle einer Schule. 16 Kinder und ihre Lehrerin werden getötet. Der Täter begeht Selbstmord.

28. April 1996: In der australischen Stadt Port Arthur richtet ein Amokläufer ein Massaker mit 35 Toten an. Darunter sind drei Geiseln, mit denen er sich zuletzt in einem Haus verschanzt hatte. Der Mann wird zu lebenslanger Haft verurteilt.

20. April 1999: An der Columbine-Schule in Littleton im US-Bundesstaat Colorado erschießen zwei schwarz gekleidete und vermummte Jugendliche zwölf Mitschüler und einen Lehrer. Danach begehen sie Selbstmord.

26. April 2002: Der 19-jährige Robert Steinhäuser dringt in das Gutenberg-Gymnasium in Erfurt ein, erschießt 16 Menschen und tötet sich schließlich selbst. Die meisten der Opfer sind Lehrer.

21. März 2005: In Red Lake im US-Bundesstaat Minnesota richtet ein Jugendlicher in einer Schule ein Blutbad an und begeht anschließend Selbstmord. Neun Menschen sterben, unter ihnen fünf Schüler und eine Lehrerin. Zuvor hatte der Schüler seinen Großvater und dessen Lebensgefährtin getötet.

2. Oktober 2006: Ein Amokläufer dringt in die Dorfschule in Nickle Mines im US-Bundesstaat Pennsylvania ein und ermordet dort fünf Mädchen der Religionsgesellschaft der Amish. Nach der Tat nimmt sich der 32-Jährige das Leben.

16. April 2007: Bei dem bislang blutigsten Amoklauf an einer US-Hochschule sterben an der Virginia Tech in Blacksburg mindestens 33 Menschen, darunter der Täter.

7. November 2007: Ein 18-jähriger Abiturient erschießt an einem Gymnasium in der finnischen Stadt Tuusula acht Menschen, bevor er sich selbst tötet. Seine Tat hatte er Stunden zuvor im Internet angekündigt.

23. September 2008: An einer Berufsschule der südwestfinnischen Kleinstadt Kauhajoki erschießt ein 23-Jähriger neun Klassenkameraden und einen Lehrer, bevor er sich selbst tötet.

10. März 2009: Im US-Südstaat Alabama erschießt ein Amokläufer an mehreren verschiedenen Tatorten mindestens zehn Menschen, bevor er sich selbst tötet.

11. März 2009: Bei einem Amoklauf in Baden-Württemberg sterben mindestens 16 Menschen, darunter der 17-jährige Täter. Der Amoklauf beginnt am Morgen in einer Realschule in Winnenden, wo der Täter drei Lehrerinnen und neun Schüler tötet. Auf der Flucht erschießt der 17-jährige dann drei Passanten, bevor er in einem Schusswechsel mit der Polizei stirbt.


1 Kommentare:

Unscha(r)f hat gesagt…

Es ist einfach schrecklich, dass solche Dinge immer wieder passieren. 17jahre, was kann in so einem jungen Menschen vorgehen, dass seine einzige Entscheidung so eine Tat ist.