Donnerstag, 8. Januar 2009

Tagesbericht 08.01.2009

Logbucheintrag 08.01.2009
Position: völlig ergraut (über Nacht quasi)
Sternzeit: 10 Millionen Lichtjahre vom Mutterschiff entfernt; und außerdem ist die Andockstation im Eimer – na bravo

Heute wollte ich mir schon ein „Bitte nicht füttern“ Schild um den Hals hängen.
Open House! Im neuen Büro!
Kommen Sie, schauen Sie, staunen Sie! Gläschen Prosecco gratis!
Scheinbar haben wir nicht nur lustige Briefchen verschickt, sondern auch mehrtägig und ganzseitig diesbezüglich in der Kronen Zeitung und bei Täglich Alles inseriert.
Ich kann einfach nicht glauben, dass DAS ALLES unsere Kunden sind.
Das gibt’s überhaupt nicht.

Wobei: ich bin ja eh nicht bei der Infanterie.
Ich bin quasi ein Kavallerist, ein Kamelreiter mit Lanze, wenn man so will. Ich gehöre zu den gespornten Reittruppen in der zweiten Reihe, ich gehe hinter den Bodenstreitkräften vorerst mal in Deckung. Und bin da total glücklich darüber. War lange genug an der Front tätig.
Aber: Open House! Kommen Sie, schauen Sie, staunen Sie!
Und zwar: All you can see – sprich: das gesamte Büro.

Heerscharen von Menschen stürmen seit gestern unsere Bude.
Und pilgern, mit einem Glaserl Sekt in der einen, und einem Soletti in der anderen Hand, durch unsere Büroräumlichkeiten.
Irre viele Stummtaube dabei.
Mir hat man’s ja seinerzeit so gelernt: wenn Du irgendwo reinkommst – grüßt Du zuerst einmal.
Ich mache das bis heute so. Finde das ist ein netter Brauch.

Also: wir (meine Kollegen und ich) sind ja schon da, in diesem (neuen) Büro. Wir arbeiten ja hier. Bzw.: wir versuchen es zumindest. Denn es ist schon ein bissi komisch, wenn sich da ständig kleine Trüppchen Menschenartige um’s Eck wuzeln und so tun, als hätten sie noch nie in ihrem Leben irgendwelche Geschäftsräumlichkeiten gesehen.
Naja.

Also „die“ biegen um die Ecke, bleiben abrupt stehen und starren uns tlw. ungläubig an. Sie glotzen könnte man fast sagen.
Den Allermeisten kommt kein Piepser über die Lippen, kein „Guten Tag“ oder sonst was.
Manche scheinen verwirrt und erschrocken – und bleiben daher stumm (man sagt ja auch „vor Schreck die Sprache verschlagen“ und so).
Also versuchen wir es.
Wir sind ja alle freundlich. Und außerdem will man „ihnen“ ja die Scheu nehmen.
Also begrüßen wir unsere Kunden.
Das scheint sie aber noch mehr zu verwirren.
Sie antworten uns nicht, fast trotzig schweigen die meisten.
Manche lächeln verlegen und schauen weg.
Andere reagieren gar nicht (wollte einem Herren heute schon den Puls messen, hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet).
Andere wieder geraten irgendwie in Panik und treten die Flucht nach vorne oder hinten an.

Es ist wirklich wie bei einer Safari in der Steppe.
Buschmann (Chef) bringt die Safarianer (unsere Besucher) zum Wasserloch (in unser Büro).
„Massa, du sein schööööön psssscht! Schöööön laaaaaise sein! Tust Du Tiere kucken. Immer kucken Tiere. Aaaaaber darfst Du machen kaaaaine Geräusch, sonst Tiere laufen wech! Massa! Hiiiier! Kucken! Du sehen große Affenherde?“

Bin echt gespannt, wann sie uns ein paar Bananen zuwerfen.
Wow! Sprechende Affen!
Und daher:



P.s.: Und als sich heute so ein Safarianer tatsächlich fast auf dem Bürostuhl einer Kollegin niederlassen wollte (sie war auf Mittagspause und konnte ihren Platz nicht verteidigen) – also da hat sich dann echt der enge Zusammenhalt der Affenherde gezeigt.
Die meisten Safarianer dürften zu Hause übrigens kein fließend Wasser haben. Unsere Toilettenanlagen inkl. Wasserklosett rufen große Begeisterung hervor – und werden gerne und häufig benutzt.
Vielleicht nehme ich morgen meinen Fotoapparat mit. Mal schauen, wie „sie“ reagieren, wenn man „Ihnen“, kaum um’s Eck getrabt, ins Gesichterl biltzt. Fotosafari verkehrt eben.
„Altes Krokodil an Proseccoglas bei Sickergrube“ oder so.
Was für unsere Kundenzeitschrift? Mal mit meinem Chef reden.
Oder aber wir könnten „sie“ einkreisen und anbetteln.
„Biiiiiiittttte, biiiiiitttteee – geben Bonbon! Biiiiittte, geben Soletti!“.

PFERDESCHWANZ/ZOPF DES TAGES:
Lara Croft

Geboren wurde die Aristokratin am 14. Februar 1968 in Wimbledon, Surrey, England, als Tochter von Lord Richard Henshingly Croft. Bereits als Jugendliche unternahm die brünette Engländerin ihre erste archäologische Reise nach Kambodscha mit dem Familienfreund Werner von Croy. Sie besuchte von ihrem 3. bis zu ihrem 21. Lebensjahr die Schule (Privatunterricht: Alter 3–11, Wimbledon High School für Mädchen: Alter 11–16, Gordonstoun Boarding School: Alter 16–18, Swiss Finishing School: Alter 18–21). Laras Eltern starben bei einem Flugzeugunfall. Sie war die einzige Überlebende und sucht seitdem nach einem Leben am Limit.

Die aktuelle Bauernregel für den 8. Januar

Sankt Erhard mit der Hack', steckt die Wintertage in den Sack.
(unpackbar - wovon sprechen die?)

Ziervideo des Tages:

(Gorillaz – Clint Eastwood)


Also dann:
Zinke die Karte, bevor sie gemischt ist.
Lobe die Felder erst, wenn du erfrischt bist.
Trinke den Kaffee, solang er noch heiß ist.
Trag' deine Weste nur, wenn sie noch weiß ist.

Heia, heia, heia Safari, Senor.
Heia, heia, heia Safari, Senor.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

heia Safaaarrrrii...

bitte ich komm auch vorbei, mit Schildchen "ich bin Kundin" und nehm mir ein Soletti und a Glaserl Prosecco (oder vielleicht zwei)

*hihi* also da wäre ich dann wirklich neugierig, wie das Fräulein K. wohl reagieren würd wenn die oide Hex im Businessdress durchs neue Büro stöckelt.. und bitte wenn ich wo ein Häusel seh, dann geh ich auch - sicher ist sicher

lg
rosa

Frl. K. hat gesagt…

also liebe rosa: du wärst mir bzw. herzlichst willkommen! hereinspaziert ins kabinett der kuriositäten!
ich hoffe doch sehr, du würdest grüßen? oder zumindest meinen gruß erwidern, einfach irgendwie reagieren?
und selbstverständlich dürftest du unser häusl benutzen!
und hier hoffe ich wiederum, dass du auch die klospülung betätigen würdest. und nicht unsere gemeinschaftshandcreme von der damen toilette um €1,99 (dm eigenmarke) fladern würdest.
;o)
lg
das frl.k.