Freitag, 9. Januar 2009

Tagesbericht 09.01.2009

Logbucheintrag 09.01.2009
Position: endlich gelandet
Sternzeit: 1 Tag vor dem Wochenende – la ola!

Na bitte ich packs ja gar nicht.
Es ist vollbracht, es wurde geschafft.
Den Freitag runtergebogen.
Das Wochenende steht vor der Türe.
Ich fühle mich wie der Mops im Paletot.
Sehr, sehr supi.
Der nächste Feiertag ist im April.
Das verdränge ich jetzt erst mal.

So. Der Kundenstrom riss heute nicht ab.
Ich bewundere meine Kollegen, die tapfer an der Front kämpfen, grenzenlos.
Ich könnte das ehrlich nicht mehr.
Ich tät’s nimma aushalten. Kunde hin oder her.
Die Leute gebärden sich teilweise als wären sie nicht ganz dicht.
Heute gab’s eine auch eine ganz massive Beschwerde, die letztlich nur mein Chef quasi „bearbeiten“ konnte.
In unserem Rundbrief luden wir eben zum Open House + einem Gläschen Sekt.
Wie schon erwähnt: extremer Andrang.
Volle Sektglas-Challenge,
Die Geschirrspüler liefen heiß, kein Mensch kam mehr mit ein- & ausräumen und hin- & hertragen der Gläser nach, es gab Diskussionen mit einigen Kunden, die das Glasl selber auch gleich einpacken wollten („da stand doch wir laden Sie auf ein GLAS Sekt ein …“), einige Sektflöten gingen zu Bruch, jemand hat sich aufgeregt, weil er einen Glassplitter in der Gummisohle seines Moon Boots-artigen Schuhwerks stecken hatte usw. usf. – also beschloss man kollektiv, diese stylischen Prosecco-Doserln zu kaufen. Ist ja viel einfacher. Und im Endeffekt sogar mehr drin als in so einem Glas.

Irgendwie waren alle total glücklich, manch eine/r durfte sogar ein zweites Doserl für den/die zu Hause gebliebenen Papi/Mami mitnehmen (bitte es gab sogar welche, die nachfragten, ob sie für Papi/Mami ein paar Soletti mitnehmen dürfen … i man: was soll man dazu noch sagen?).
Na wurscht.
Alles war schön und gut.

Bis dann dieser eine Herr erschien. Interessiert das Büro besichtigte – und anschließend nach seinem Glas Sekt verlangte. Meine Kollegin, wirklich immer total lieb und nett, servierte also das Doserl. Welches verweigert wurde. Im Rundschreiben stand „ein Glas Sekt“ und nicht „eine Dose Prosecco“. Meine Kollegin erklärte die Situation und scherzte ein wenig – worauf der Herr puterrot anlief, und sie ankeifte, dass man doch wohl nicht verlangen könne, dass er seinen Prosecco aus einer DOSE trinke. Er möchte ein Glas. Und außerdem keinen schnöden Prosecco – sondern Sekt. Er hätte dies schwarz auf weiß. Und sei extra deswegen aus Hintertupfing angereist.

Meine Kollegin blieb weiterhin lieb, nett und höflich.
Der Mensch ihr gegenüber wurde immer unfreundlicher, erregt verlangte er nach einem Vorgesetzten.
Also wurde die Büroleiterin herbeigerufen.

Frau Büroleiter wurde dann mal ordentlich zusammengeschissen – von wegen Nepp & Kundenfang (dazu muss man sagen: wir alle arbeiten nicht in einer Sektkellerei o. Ä.), - und überhaupt: Büroleiterin? Man möchte diesbezüglich mit der Geschäftsleitung an allerhöchster Stelle sprechen!
Zufälligerweise kam gerade einer meiner Chefs des Weges spaziert.
Ganz genau der Richtige.

Unser Herr Chefo lauschte andächtig der Kundenbeschwerde.
Anschließend schlug er einen Handel vor.
Dose Prosecco hier und jetzt oder aber 2 Stück, mit auf dem Wege.
Man freue sich sehr auf zukünftige Geschäfte.
Und beim nächsten Abschluss: eine ganze Flasche besten Sektes für diesen Kunden!
Allerdings erwarte man beim kommen Auftrag einen entsprechenden Gewinn. Nämlich mindestens in jener Höhe des anteiligen Stundenlohns zweier geschätzter Mitarbeiter sowie seines eigenen Geschäftsführer Gehalts.
Denn die Zeit, welche hier sinnlos vertan wurde, ob einer Debatte betreffend eines gratis Glas Sekts, wo nun letztlich 3 Personen involviert waren, möchte man nicht verschwendet wissen.
Sprach’s, drückte dem Herren seine Visitenkarte in die Hand – und verschwand.
Chapeau.
Ich lüpfe verzückt meine Pudelmütze!
Standing ovations!
Ich mag ja meinen Chef generell sehr. Aber manchmal liebe ich ihn.
Ich kenne die Geschichte ja nur vom Hörensagen – denn ich arbeite ja mittlerweile verschanzt und einigermaßen geschützt.

Und ich möchte an dieser Stelle allen meinen Kollegen an der Front sowie überhaupt allen Menschen, die im direkten Kundenverkauf tätig sind, hinter irgendeiner Budel stehen oder sitzen oder in einem Laden die Stellung halten, und sich face to face, Tag für Tag in den Kampf mit und um den König Kunden werfen, meine allerhöchste Bewunderung und Hochachtung aussprechen.
Mein Respekt ist grenzenlos.
Ich verneige mich tief.
Ihr seid für mich die wahren Helden dieser Welt.
Und ich meine das jetzt wirklich ganz ehrlich.

Niemand, der noch nie im Direktverkauf tätig war, kann nachvollziehen, was Ihr leistet.
Ich habe den Tango 13 Jahre lang mitgemacht. Und dann w.o. gegeben.
Und ich sag’s ganz ehrlich: ich hätte die Prosecco Dose ordentlich geschüttelt, die Verschlusslasche zügig abgerissen und das Doserl dem Herrn quer in den Schlund gestopft.
Prost.

Schaumweine
Heute steht der Name Sekt für alle Schaumweine, die nicht Champagner genannt werden dürfen. In Italien heißt der Sekt Spumante (ital. spumare, schäumen).
Dann gibt es noch die Perlweine. Das sind moussierende Weine mit geringem Rest-Zuckergehalt, die durch Gärung in Tanks unter Druck hergestellt werden, aber keine Zweitgärung durchmachen. Dazu gehört auch Prosecco . Sie dürfen nicht mit Sekt oder Champagner verwechselt werden und müssen entsprechend deutliche Kennzeichnungen tragen. "Prosecco" ist der Name einer Trauben- bzw. Weinsorte und auch ein Gebietsname. Die Prosecco-Trauben dürfen in ganz in Italien und auch im Ausland angebaut werden. Aber nur, wo Prosecco-Trauben drin sind, darf auch Prosecco draufstehen. Dabei gibt es "Prosecco Frizzante" (Kohlensäuredruck zwischen 1 und 2,5 bar und Gesamtalkohol mindestens 10,5 %-vol.) und "Prosecco Spumante" (Kohlensäuredruck mindestens 3 bar und Gesamtalkohol mindestens 11 %-vol.).

PFERDESCHWANZ/ZOPF DES TAGES:
Hefezopf
(österreichisch: Germstriezel – aber das würde ja nicht zum Monatsthema passen)

Der Hefezopf ist ein Kuchen. Im Unterschied zur schweizerischen Züpfe ist er süß.
Basta.

Die aktuelle Bauernregel für den 9. Januar

St. Julian bricht das Eis, bricht er es nicht, umarmt er es.
(wie eigentlich jeden Tag: total rätselhaft)

Ziervideo des Tages:

(Joan Baez & Bob Dylan - Blowin In The Wind)

Joan Baez
eig. Joan Chandos Baez
amerikan. Folk-Sängerin,
geboren am 9. Januar 1941 in Clarence Center / Long Island


„Der Vorsatz ist wie ein Aal:
leicht zu fassen, schwer zu halten.“
-Abraham a Santa Clara-

und

„Was ewig ist, ist kreisförmig,
und was kreisförmig ist, ist ewig.“
-Aristoteles-

Also gut, gemmas an, das Wochenende.
Loooooos geeeehts!

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

standing ovations im Hexenhaus..

bitte kann dein Chef meinen Chef eine kleine Schulung geben, der hat vorgestern sowas von "die Hosen runtergelassen" weil sich ein Kunde ein bisserl was anderes ausgedacht hat als ursprünglich vereinbart war, da mußte ich mir fast schon das ganz breite Leukoplast über den Mund picken um ihn nichts ins Wort zu fallen ;-))

und ja - ich schließ mich an, Hut ab vor allen jenen die direkt an der Fronst stehen (upps da lob ich mich ja gleich selber - wurscht tut gut), möchte es aber auf keinen Fall missen - der direkte Kontakt ist immer wieder spannend sonst würde ich ja nur Zettelschupfen ;-))

danke fürs Ziervideo - schon ewig lange nimma gehört, klingt für mich nach Original Clarks und Lagerfeuer ....

lg
rosa

Unscha(r)f hat gesagt…

Also ich hätte da noch eine Steigerung anzubieten.
In vorderster Front in einem Beruf der mehr als Männerdominiert ist (Elektrobranche, Fachgebiet Satanlagen) und dann noch Kunden die hauptsächelich Moslime sind und natürlich mit einem Mann rechnen wenn sie ins Geschäft kommen. Dann müssen sie sich auch noch was von einer FRAU sagen lassen. Ich könnte Bücher schreiben.....dann noch Sprachprobleme und wehe man wird nach 45Min. langatmiger Erklärung über die Verwendung eines Steckers ungeduldig...

LG. Unscha(r)f

Frl. K. hat gesagt…

gell, ned schlechto mein herr chefo. bin sehr stolz auf ihn ;o)

auch vor dir lüpfe ich den hut, ich hab ja auch noch immer kunden - aber ich bin gut geschützt und durch den telefonhörer von ihnen getrennt - und das macht mich echt total glücklich.

lg
das frl.k.

Frl. K. hat gesagt…

liebe/s unscha(r)f!
na auch nicht schlecht.
kann nicht gerade sagen, dass ich dich um deinen job beneide ;o)
und sollte ich (technisch vollkommen untalentiert) wieder mal ein problem haben - dann weiss ich ja jetzt, an wen ich mich wenden kann, hihihi
lg
das frl.k.