Sonntag, 4. Mai 2008

Tagesberichte 03.05. & 04.05.2008


Logbucheinträge 03.05. & 04.05.2008
Position: im Märchenland
Sternzeit: -

Es war einmal in einem Land, das alle in Ihren Träumen schon einmal gesehen hatten aber nach dem Aufwachen gleich wieder vergaßen. Dort lebte schon seit vielen Jahren, glücklich und zufrieden, das Dewdrop Volk, in einem grünen Tal, voller Hornmoos und Streifenfarnen, Brombeerhecken und Wildrosen, am Fuße eines hohen Berges, von dem keiner genau wusste wie hoch er war, denn seine Spitze ragte bis zu den Wolken. Ein paar sehr alte Dewdroper behaupteten, dass die Bergspitze sogar bis zu den Sternen reiche, aber das konnte nie bewiesen werden.

Wer nicht aufpasste und es eilig hatte, und schnell am Dewdroptal vorbeilief, der vernahm nur ein leises gurgeln und plätschern. Wer aber ganz leise war und genau hinhörte, und sich muxmäuschenstill auf einen der großen, uralten Wackelsteine, welche die Riesen seinerzeit einmal als Murmeln verwendet haben, setzte, der konnte es nach einer Weile deutlich hören. Das Kichern und Lachen, das Jauchzen und Quasseln, das Kudern und Johlen – denn die Dewdrops waren zwar ein sehr kleines, aber sehr glückliches und fröhliches Völkchen.

Dewdrops wurden – wie der Name schon sagt –
aus Tautropfen geboren, und das ausschließlich am frühen Morgen.
Wenn Nachts der Himmel klar und der Wind schwach war, wenn es kühler wurde, und die Luft ihren überschüssigen Wasserdampf an die Natur abgab, konnte man sie am nächsten Morgen sehen, auf der großen Wiese voller Zitter-, Lampenputzer-, Zitronen-, Quecken-, Blau-, Fuchsschwanz-, Honig und Schlickgräsern, in dem Tal am Fuße des hohen Berges. Hunderte kleine, funkelnde Tautropfen. Wenn ein Dewdrop Pärchen also beschloss, eine Familie zu gründen, brauchte es nur Hand in Hand, rechtzeitig zur Morgenröte, über die große Wiese zu gehen. Und wenn das Schicksal es so wollte, wenn der kühle Ostwind genau in dem Moment über die Gräser strich und ein Drewdrop Paar genau in dem Moment unter dem richtigen Grashalm stand - dann fiel einer der Tautropfen langsam zur Erde, und es purzelte ein Drewdrop Kind seinen Eltern genau vor die Füße.

Das Dewdrop Mädchen von dem hier erzählt wird, wurde natürlich genauso geboren. Bloß wollten seine Eltern eigentlich an dem Morgen nur ein paar Ahornblätter für das neue Dach ihres Steinhäuschens sammeln. Denn schließlich zog der Herbst ins Land, und da musste man rechtzeitig gerüstet sein. Als die beiden versunken den Waldboden absuchten kamen sie immer näher zu der Lichtung, an der die große Wiese lag. Und da – plötzlich! Das perfekte Ahornblatt! Es steckte zwischen ein paar Grashalmen fest. Als die beiden an dem Blatt zerrten und zogen übersahen sie vor lauter Eifer einen kleinen Tautropfen, der an der obersten Grashalmspitze hing. Und es passierte genauso wie immer. Der Tautropfen fiel, scheinbar in Leitlupe, zu Boden. Und das Dewdrop Pärchen war plötzlich Eltern von einem kleinen Mädchen, daß sie Maple nannten.

Im Dewdrop Tal wurden die Charaktereigenschaften der einzelnen Bewohner immer in Form von verschieden Gewässersystemen oder Wasserformationen beschrieben. Maples Mutter war z.b. so, wie ein gemütlicher, ruhiger See. An der Böschung dieses Sees konnte man sich einfach zusammenrollen, und sich von den warmen Sonnestrahlen über den Rücken streicheln lassen. Marples Vater hingegen war so, wie eine große, wilde Welle. Kaum kam ein bisschen Wind auf, türmte sich diese Welle hoch, brauste auf und raste auf die Klippen der Küste zu. Gemeinsam waren aber Maples Eltern ein gutes Gespann. Ihr Vater schlug nach wie vor Wellen und wich keinem Wind aus – aber nicht mehr im offenen Meer, sondern im See ihrer Mutter, dessen Ufer ihn dann letztlich wieder zur Ruhe brachten. Maple selbst war so wie ein glucksendes, sprudelndes Bächlein, das aufmerksam alle Bewohner der Uferrandböschung beobachtete, viele interessante Gespräche mit den unsichtbaren Wasserelfen führte und mit Vorliebe runde, bunte Bachkiesel sammelte.

Zusammen ergaben sie eine kleine, glückliche Familie, denn obwohl Maple recht unterwartet in das Leben ihrer Eltern trat, liebten diese ihr kleines Mädchen sehr.


Die ersten Lebensjahre verbrachte Maple fast ausschließlich mit erwachsenen Dewdrops. Ihre Eltern bläuten ihr ein, immer die Wahrheit zu sagen und immer zu fragen, wenn sie etwas wissen wollte. Und da Maple äußerst wissensbegierig war, fragte sie den Erwachsenen wahre Löcher in ihren Bauch. Und log nie, was manche teilweise als recht irritierend empfanden.

Nach einigen Jahren war es soweit, Maple konnte endlich zur Schule gehen. Sie war schrecklich aufgeregt und freute sich schon sehr. Denn endlich würde sie Antworten auf viele weitere Fragen bekommen. Und sie würde das Lesen erlernen, und in den alten Waldfeenbüchern schmökern können, die in der berühmten Dewdrop-Regenbogen-Bibliothek zu finden waren.

Anfangs lief alles sehr gut. Maple freundete sich mit einigen Dewdrop Kindern an, war sehr fleißig, die Lernerei fiel ihr leicht und machte Spaß. Sie erfuhr allerdings nicht nur schöne und angenehme neue Dinge. Zum Beispiel stellte sie fest, dass andere Kinder durchaus nicht immer die Wahrheit sagten. Nicht einmal ihr gegenüber, wo sie doch wirklich immer ehrlich war. Das kränkte Maple sehr. Dazu kam, dass sie fast alles hinterfragte, und kaum eine, ihrer Meinung nach nicht ausreichende Antwort, akzeptierte. Letztlich brachte ihr dies den Ruf eines nicht angepassten Dewdrop-Mädchens ein, das ständig aufbegehrte. Was in dem Sinne ja eigentlich nicht stimmte. Das wiederum ärgerte Maple sehr. Und da sie doch auch das Sturmwellenblut ihres Vaters in sich trug, und es ohnedies schon egal war, da viele behaupteten sie sei aufmüpfig – schlug sie einfach mit der flachen Hand auf die glatte See und erzeugte jede Menge Wellen. Letztlich war aus dem glucksenden Bächlein Maple ein wilder, unruhiger Fluss geworden, der unreguliert durch das Dewdrop Tal schoss. Maples Eltern begrüßten dies nur teilweise. Einerseits wollten sie nicht, dass Ihr Kind zu einem Stausee heranwuchs, und ermutigten Maple auch immer wieder, für ihre Meinung einzustehen und ihre Ansichten zu vertreten, auch wenn sie anderen nicht in den Kram passten . Andererseits wussten sie, dass ständige Überschwemmungen keinem Land Gutes tut, und versuchten, die Fluten ein wenig einzudämmen. Maple war daraufhin verwirrt. Hohe Wellen haben auch den Vorteil, dass man sich dahinter wunderbar verstecken kann. Und so geschah es, dass Maple nach außen hin immer stark und wild war. Wenn sich die Wellen aber teilten kam dahinter eine weiche, verletzliche, weite Bucht zum Vorschein, die aber gut geschützt werden wollte.

Als die Schulzeit endlich zu Ende war, stand Maple vor dem Problem, irgendwie relativ schnell erwachsen werden zu müssen.

„Du musst Deinen Weg finden. Der Vorteil ist: als Dewdrop kannst Du alles werden, was Du willst. Du kannst zu den Regenmachern gehen, oder auch nach Ozeanien. Du kannst nach Perlen tauchen, Wellen fangen, in tiefe Kanäle steigen oder einen Tümpel anlegen und dort Kaulquappen züchten. Du kannst mit Fischschwärmen schwimmen oder als Geysir leben – wir werden Dich immer unterstützen, egal was Du auch tust. Aber die Entscheidung musst Du selbst treffen. Und den richtigen Weg finden - das musst Du alleine schaffen“, sagten Ihre Eltern.

Maple hatte überhaupt keine Ahnung, welche Strömung sie nehmen sollte. Sie überlegte lange und entschloss sich letztlich in die Gegend von Havzee zu schwimmen. Davon hatte sie schon recht viel gehört, und von dort aus konnte man die verschiedensten Richtungen einschlagen. Maple verspürte eine innere Unruhe, die sie nicht erklären konnte, und hoffte in Havzee irgendwelche Antworten zu finden. Auf ihrem Weg dorthin traf sie viele verschiedene Dewdrops, darunter natürlich auch einige männliche. Aber im Grunde schien sich niemand mit Maple wirklich auseinandersetzten zu wollen, und immer wieder stellte sie fest, dass es wohl besser sei, sich mit ihren Wellen zu umgeben, um die geheime, verletzliche Herzensbucht zu schützen

Bis zu dem Tag, als sie Irua traf.

Am Anfang war Maple von Irua überhaupt nicht begeistert. Ganz im Gegenteil. Bei ihrem ersten Zusammentreffen knallten die Wellen Irua’s mit ihren gleich mal so heftig aneinander, dass in Havzee fast Sturmwarnung gegeben werden musste. Maple war entrüstet. Was bildete sich dieser Mann bloß ein? Interessanterweise ließ sich Irua von Maples Flutwelle überhaupt nicht vertreiben. Er war hartnäckig, baute einige Wellenbrecher auf, zog seinen Südwester tief in die Stirn und trotzte dem Sturm. Maple war beeindruckt. Und als er einfach nicht aufgab, und wartete bis der Wind abflaute, trafen sie sich schließlich in der Strandbar von Havzee, um dort einen der bekannten Seegras-Honig-Cocktails zu schlürfen. Und Maple wusste plötzlich, dass sie ihren Hafen gefunden hatte. Irua war wie ein Binnenmeer. Er war nicht so extrem stürmisch wie einer der Ozeane, aber doch durch eine Meeresenge mit ihnen verbunden. Maple konnte mit bloßem Auge das Ufer sehen, aber das Wasser war doch nicht so seicht, dass sie einfach hätte durchwaten können. Irua bot ihr einerseits den schützenden Hafen, andererseits lies er sie weiter auf ihren Wellen surfen – und sie konnte immer wieder zurück paddeln. Maple war glücklich. Bis zu dem Morgen, als Irua vorschlug ein größeres Steinhäuschen zu bauen, viele Blumen im Garten zu pflanzen und dann gemeinsam, Hand in Hand, über die großen Wiese voller Zitter-, Lampenputzer-, Zitronen-, Quecken-, Blau-, Fuchsschwanz-, Honig und Schlickgräser in dem Tal am Fuße des hohen Berges zu wandern.

Maple war entsetzt – und urplötzlich flaute der Wind wieder auf. Auf der einen Seite wollte sie ihr Leben an Iruas Seite nicht aufgeben oder verlieren. Auf der anderen Seite war ihr überhaupt nicht nach Steinhaus und gemeinsames über die Wiese gehen. Und als Irua die Netze immer weiter einholte, und versuchte, Maple im Hafen festzubinden, kappte sie von einem Tag auf den anderen alle Taue, schnappte sich ihr Surfbrett und schnellte wie der Passatwind durch die Meeresenge, mitten auf die wilden Ozeane hinaus.

Auf den Ozeanen war es kalt. Aber auch wahnsinnig aufregend. Alles war neu und spannend. Maple traf jede Menge andere Dewdrops – Piraten, Schmuggler und Meuterer, die ebenso wie sie, ziellos auf den Meeren unterwegs waren, und von einem Ozeanriesen auf den nächsten sprangen. Es waren aber nicht nur stolze und schöne Dampfer auf dem Wasser, sondern auch recht viele heruntergekommen Seelenverkäufer und schmutzige Frachter. Maple, von ihrer inneren Unruhe getrieben, fuhr immer weiter und weiter. Sie kannte das Ziel nicht, wusste nicht wohin sie überhaupt wollte. Sie musste doch ihren Weg finden – bloß: wo war der eigentlich? Eine ganze Weile zog Maple über die Meere, sie schmeckte letztlich nur mehr Salz. Ihre Haut war schon so verbrannt von der ständigen Sonne, dass jede Bewegung weh tat. Sie war nur mehr mit Sonnenbrille anzutreffen, denn sie wollte nicht, dass jemand in ihre Augen sah, und ihre Arme schmerzten, da sie ständig schützende Wellen produzieren musste.

Nachts träumte sie vom Dewdrop Tal. Und von Havzee. Und von ihrem sicheren Hafen.
Eines Tages brach einfach der Mast ihres Windsurfbretts, mitten auf dem Meer. Und als sie schon dachte, sie schaffe es sicher nicht mehr bis zum rettenden Ufer, stand plötzlich Irua vor ihr, warf ihr ein Seil zu, beförderte sie an einen ruhigen Strand und deckte sie dort mit warmen Palmenblättern zu.

Irua hatte sich mittlerweile in einen großen Binnensee verwandelt. Er wusste genau was er wollte und verfolgte seine Ziele stetig. Er wollte zum Beispiel nach wie vor mit Maple ein eigenes Steinhäuschen bauen, eine großen Garten mit vielen Blumen haben – und mir ihr, Hand in Hand über die großen Wiese voller Zitter-, Lampenputzer-, Zitronen-, Quecken-, Blau-, Fuchsschwanz-, Honig und Schlickgräser im Dewdrop Tal wandern.

Maple war so dankbar und froh, ihren schützenden Hafen wieder zu haben, sodass sie ihr Board in die Müllpresse warf, versprach nicht mehr auf den Ozeanen zu surfen, und gemeinsam mit Irua begann, das Steinhäuschen im Drewdrop Tal zu bauen. Die Wanderung zu der Tautropfen Wiese verschob sie, immer und immer wieder. Denn sie verspürte zwar einerseits diese große Ruhe und Zufriedenheit, aber andererseits war sie nicht glücklich mit ihrem Binnensee, da das Leben plötzlich langsam und zäh wurde. Hin und wieder wollte sie doch mal die Nase in die salzige Brise der Ozeane halten und diese Aufregung spüren, wenn die Flut herannahte – doch das wollte Irua nicht mehr. Und so paddelte Maple in seinem Fahrtwasser und produzierte wieder Wellen. Keine großen, wilden, so wie früher. Nein, es waren eher viele, kleine Fontänen, grad so viele, das Irua nicht sehen konnte wie es in ihrem Inneren wirklich aussah, wie zerrissen sie war. Denn Maple wollte Irua keinesfalls nochmals enttäuschen.

Sie verstand auch überhaupt nicht, warum sie noch immer nicht wusste, was sie eigentlich wollte. Alle anderen Dewdrops die sie kannte hatten ihren Weg gefunden und steuerten auf ihr Ziel zu. Doch Marple suchte noch immer.

Es kam wie es kommen musste.
„Bei ständiger Ebbe kann keine Robbe schwimmen“
(altes Dewdrop’sches Sprichwort)

Und so war er letztlich auch bei Irua und Maple.
Maple, getrieben von Ihrer Unruhe, schlich dann doch hin und wieder zum Strand und winkte den vorbeiziehenden Dampfern zu. Und Irua suchte sich zwischenzeitlich ein anderes Dewdrop Mädchen.

Maple verwandelte sich darauf hin in einen Wasserfall. Sie wusste, dass Irua und sie wahrscheinlich dauerhaft nicht glücklich geworden wären, aber das er hinter ihrem Rücken eine andere in das Steinhäuschen holte – damit hatte sie nicht gerechnet. Sie legte sich diesmal kein Surfbrett sondern ein kleines, solides Segelschiff zu, dass nur ihr ganz alleine gehörte, und schipperte eine zeitlang auf den Flüssen des Dewdrop Tals. Sie stellte fest, dass das alleine Fahren nicht mal so schlecht war. Sie konnte Ihre Segel ausrichten, wie ihr danach war, sie konnte so sein, wie sie wollte – und eigentlich gefiel ihr das ganz gut. Wohin sie letztlich fahren sollte – das wusste Maple aber immer noch nicht.

Die Zeit verging, neue Dewdrops kamen und gingen, Maple schaute zwar immer ganz genau hin, doch die anderen nicht. Daher schlug sie lieber weiter ihre kleinen Wellen, denn Ihre Bucht war noch verletzlicher geworden, und sie war nicht in der Lage ständig neuen Sand aufzuschütten.

Nach einiger Zeit traf sie Broobe. Er war wie ein lustiger Springbrunnen. Broobe war immer bestens gelaunt und guter Dinge. Er war eindeutig der Dewdroper mit der positivsten Lebenseinstellung, den Maple überhaupt je getroffen hatte. Für ihn gab es keine Probleme, für Broobe war das Leben einfach immer schön. Maple, die ja immer auch schon ein recht tiefgründiger Bergsee war, und viel zu viel nachdachte, gefiel Broobe’s Lebenseinstellung und war begeistert. Und so hüpfte sie mit ihm, scheinbar immer fröhlich, im Dewdrop Tal durch die Gegend. Sie besuchten viele Konzerte verschiedener Baumelfenkapellen und Waldgnom-Bands und tauchten eine Weile gemeinsam am Meeresgrund. Als sie später langsam wieder auftauchten, stellte Maple fest, dass Broobe eigentlich gar nicht zuhörte oder mit ihr keine wirklichen Probleme besprach. Bis dato waren sie ja ständig unterwegs. Auf einem Konzert der Baumelfen z.B. ging es immer recht laut zu, da war eine Unterhaltung nicht möglich. Und wer kann schon am Meeresgrund sprechen (abgesehen von den Quellzwergen natürlich)? Da sie aber wusste, dass es höchst schwierig war, einen passenden Dewdrop Mann zu finden, und weil sie Broobe wirklich sehr, sehr gerne hatte, begann sie wieder, ihre Wellen zu schlagen. Um ein bisschen so zu sein, wie Broobe sie mochte. Denn irgendwann würde er ganz sicher sehen, dass es noch andere und weitere Seiten an Maple gab.

„Ein Thunfisch kann kein Delphin sein“
(altes Dewdrop’sches Sprichwort)
Und so war es letztlich auch bei Broobe und Maple.

Maple war nach einiger Zeit sehr enttäuscht, das Broobe überhaupt keine Anstalten machte, irgendetwas anderes zu machen oder zu entdecken. Broobe hüpfte weiterhin in seinem Springbrunnen, und erwartete, dass Marple das auch weiter so machte. Aber Marple war eben kein immer lustiger Delphin. Maple war eher ein Thunfisch. Bzw. eigentlich ein bisschen von beidem. Doch Broobe kannte und wollte eben nur den Delphin. Und so setzte er sie eines Tages wieder in ihr Segelboot. Maple bestieg es nur teilweise widerwillig. Sie wollte zwar Broobe nicht verlieren – aber sie wollte eben auch Maple sein. So wie sie eben war.

„Du musst Deinen Weg finden. Der Vorteil ist: als Dewdrop kannst Du alles werden, was Du willst. Du kannst zu den Regenmachern gehen, oder auch nach Ozeanien. Du kannst nach Perlen tauchen, Wellen jagen, in tiefe Kanäle steigen oder einen Tümpel anlegen und dort Kaulquappen züchten. Du kannst mit Fischschwärmen schwimmen oder als Geysir leben“

Das sagten Maples Eltern vor vielen Jahren.
Im Grunde hatte sie das alles gemacht, irgendwann einmal.

Sie war nach wie vor ein Fluss, bloß viel ruhiger als früher. Hin und wieder aber, verwandelte sich der Fluss wieder in Wildwasser - jedoch war das Flussbett nun viel breiter. Und machmal verschwand der Wasserstrom in eine tiefe, dunkle Höhle, um anschließend wieder glucksend und gurgelnd ans Tageslicht zu sprudeln.

Und wer das nächste mal in seinen Träumen das grüne Tal sieht, voller Hornmoose und Streifenfarnen, Brombeerhecken und Wildrosen, am Fuße eines hohen Berges, von dem keiner weiß, wie hoch er genau ist, da seine Spitze bis in die Wolken ragt – der sollte sich muxmäuschenstill auf einen der großen, alten Wackelsteine, welche die Riesen seinerzeit einmal als Murmeln verwendeten, setzen, und ganz genau schauen.
Vielleicht kann der eine oder andere Maple sehen?

Denn soweit ich weiß, fährt Maple noch immer in Ihrem Segelboot über die Gewässer des Dewdrop Tals und sucht ihren endgültigen Hafen. Ein festes Ziel hat sie allerdings: sich selbst nie mehr aus den Augen zu verlieren.