Sonntag, 17. August 2008

Tagesbericht 17.08.2008

Tagesbericht 17.08.2008
Position: toll!
Sternzeit: dito!

Huhu!
Danke für’s Aufessen!
Konnten gestern eine regenfreie Opernaufführung genießen – und das hat uns natürlich noch mehr Spaß gemacht.

Lustig, nett, interessant, schön, mal was anderes - so war’s.
Nächstes Jahr wird Rigoletto gegeben .
Ein buckliger, spöttischer Hofnarr. Das will ich sehen.

Sehr mystisch gestern. Vollmond. Und dann noch diese partielle Mondfinsternis! Und das alles, während sich Violetta und Alfredo verliebten, kurz darauf zusammenzogen, bis sich der Herr Vater einmischte, sich das Paar daraufhin trennte, dann wurde eine zeitlang parliert, man fand wieder zueinander und Violetta starb. La Traviata in Kurzfassung.
Just als Violetta’s und Alfredo’s Troubles anfingen, begann sich der Mond zu verfinstern.
Als man sich wieder versöhnte, war die Mondfinsternis vorbei. Alles hätte so schön werden können, wäre halt die Violetta nicht gestorben.
*Schneuz*
Aber dass es soweit kommen wird haben wir eh schon vorher gewusst.
(am 15.08. gabs in St. Margarethen übrigens ein Happy End! Ca. 5 Minuten vor Ende musste die Vorstellung ob monsunartigem Regen und tlw Hagel abgebrochen werden. Violetta ist nicht gestorben! Spontane Tuberkulose Heilung (quasi)! Und was wissen wir aus vielen, vielen Märchen? „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann ….“
Hach. How romantic!)

Jedenfalls gab’s ein opulentes, farbenfrohes, traditionelles Opernbühnenbild inkl. entsprechender Kostüme – was mir persönlich sehr, sehr gut gefallen hat.

Naja.
Wir sind jedenfalls mit dem Karl Moik der Busfahrer (na ehrlich, was war der witzig und schlagfertig! Hätte mich nicht gewundert, wenn hinter einem der Sitze plötzlich der Hias aufgetaucht wäre) ab Erdberg nach St. Margarethen gedüst.
Also gut. Mir war ja schon klar, dass wir den Abend nicht in der Wiener Staatsoper verbringen werden, und ich habe auch nicht erwartet, dass irgendwer im bodenlangen Abendkleid erscheinen wird. Aber manche Besucher erweckten eher den Eindruck, als würden sie jeden Moment zu einer hochalpinen Bergtour aufbrechen wollen (was ja grundsätzlich schon mal schwierig ist, denn St. Margarethen befindet sich ja im Burgenland), und sich nicht alsbald eine italienische Oper ansehen (grundsätzlich mir auch vollkommen wurst, was die Leute tragen – es gibt im Steinbruch jedenfalls keinen Dresscode /fand ich eben überraschend/ – und das gefällt).

Wieder andere dachten offenbar, dass die gestrige Tagestemperatur von rund 16Grad flux des Abends und wie durch ein Wunder (oder durch den Einfluss nächtlicher, tropischer Südwinde) auf 30 Grad anschnellen würde, und erschienen im festlichen Glitzerkurzarmminiröckenhighheelsohnestrümpfe-Outfit
Wir hatten zwei solcher Damen in der Reihe vor uns sitzen.
Machten überhaupt einen eher verwirrten Eindruck
Aber würde ich bei recht windigen 13 Grad auf einem klammen Metallsesserl im kurzarm Pailletten-Bolero inkl. unbequemer Lack-Manolos mit 20cm Bleistiftabsätzen sitzen, während mir eine partiellen Vollmondfinsternis sowie eine tragischen Liebesgeschichte dargeboten wird, von Menschen vorgetragen (also die Liebesgeschichte), die wild in einer unverständlichen Sprache um sich schreien(singen) und am Ende gibt’s dann sogar noch eine Tote! (und von Miss Marple keine Spur!) – würde ich vermutlich auch verwirrt dreinschauen.
Könnte natürlich auch sein, dass den Mädels die Gesichtszüge eingefroren sind.
Und vielleicht sitzen die beiden ja noch immer dort, und warten auf die Aufklärung des Todesfalls.
Frau S. und ich waren Allerbestens gerüstet.
Von Haus aus schon mal entsprechend gekleidet, Sitzpölster, Decken, Handwärmer, Schals, Feldstecher, Goldfischli, Giotto, Gummibären, Orangenkekse, Plastikbecher, Sekt und Zitronensäftchen.
Wir hatten also keinen Grund verwirrt zu schauen – wir hatten voll den Plan ;o)
Zu unserer großen Freude, waren die Sitzplätze links und rechts von uns nicht belegt, so konnte man sich ein wenig ausbreiten. Denn eines muss man wirklich sagen: diese Metallklappsesselchen sind ja, sagen wir mal, eher für die Kleinwüchsigen unter uns gut geeignet (wobei weder die Frau S. noch ich riesenhafte Wesen sind). Ergonomisch auch nicht gerade ausgefeilt und ohne Sitzpolster ein ziemlicher Garant für Blasenentzündungen und Steißbeinprellungen o.Ä.. War auch erstaunt, dass den Herrschaften auf den wirklich teuren Plätzen viel weiter vorne auch keine besseren / bequemeren Sitzgelegenheiten geboten wird.
Naja. Nächstes Jahr wollen wir das jedenfalls wieder so:
Vorletzte Reihe, linke Seite, 2 Plätze nebeneinander links außen + jeweils ein Sessel neben uns frei.
Das ist perfekt :o)


Es gab wirklich nur einen einzigen Diskussionspunkt: die neue Rampe.
Gesponsert von der Esterhazy Privatstiftung, umgesetzt von der Architektengruppe AllesWirdGut (!!hey!!).
„Die beeindruckende Schönheit, welche sich heute durch präzis geführte Schnittkanten, exakt gearbeitete Flächen und wohlüberlegte Subtraktion des Bodens präsentiert, lässt einen nur schwer begreifen, dass all dies ein Nebenprodukt eines Ressourcenabbaus aus längst vergangenen Tagen ist“, erläutern die Architekten. Vor allem die „Japanische Rinne“, ein präsziser vertikaler Schnitt zweier japanischer Bildhauer (Symposionsteilnehmer) in die hohe Felswand habe AWG methodisch inspiriert, den eigenen Entwurf durch klare und einfache Formensprache „als Fortführung dieser Bildhauerarbeit zu begreifen“.
Die skulpturale Qualität des Projekts kommt vor allem in der behindertengerechten Rampe von circa 330 m Länge zum Ausdruck, die im Zickzack über "Schluchten" und entlang von Felswänden führt. Diese Rampe und die Kubatur des neuen Einganggebäudes sind - als Referenz an die einstige industrielle Nutzung des Ortes - mit rostenden Stahlplatten bekleidet. Überall dort, wo taktile Feinheit gefragt ist, also wo Besucher mit Gebäude-Oberflächen in direkten Kontakt geraten (Ticketschalter, Cateringtheken, Toiletteneingänge etc.), wurden weiß eingefärbte Faserzementplatten eingesetzt, die inmitten der Rauheit des gelben Kalksandsteins und des rostroten Stahls einen noblen Akzent setzen. Nach Abschluss der ersten Bauphase sind derzeit die noch ausstehenden restlichen Umbau-Arbeiten ingang. Dann darf – vor beeindruckender Freiluft-Kulisse, die eigentlich kein weiteres Bühnenbild benötigt - wieder opulenten Klängen gelauscht werden, heuer zum Beispiel Verdis „La Traviata“.


Mein persönlicher Eindruck: grundsätzlich gut umgesetzt. Diese Rampe, und speziell der Haupteingang, überall Beton und eben diese rostigen Metallplatten – wirken auf mich beängstigend und bedrückend. Wenn man da so nach Vorstellungsende, mit hunderten anderen zum Ausgang strebt, dicht gedrängt im Trippelschritt, entstand in mir eher das Bild, des Sklavens, der eben seine Arbeit im Steinbruch beendete und zurück ins Lager gebracht wird.

Und der krönende Abschluss: eine kleine Vienna Sightseeing Tour mit Karl Moik. Denn aus welchen Gründen auch immer fuhr man nicht straight nach Erdberg retour, sondern machte einen kleinen Abstecher über Margarten in die Innere Stadt zur Oper, und aufgrund diverser Baustellen und Umleitungen sahen wir dann sogar Teile von Wieden und Favoriten.
Wie schön, welch’ großartige Überraschung um ein Uhr Samstagmorgen! Und das alles um €20,- pro Nase! Na bitte!

Aber alles in allem: ein gelungener Abend – nächstes Jahr wieder, waren recht begeistert!


(Bitte ich kenne die Dame nicht, die da zwischendurch spricht. Das ist nicht Frau S., der Film ist nicht von mir sondern geklaut, und außerdem auch gar nicht gestern aufgenommen ;o))

So. Nun. Es ist Sonntag.
Sprich: noch 5 Tage arbeiten!
Dann Urlaub!
Und München! Und allerhand andere Dinge!
Juhuuuu!

P.S.: La Traviata wurde 1853 uraufgeführt und ist im Grunde ein sehr sozialkritisches Stück.
Die Liebe der beiden Hauptprotagonisten (Violetta, die Kurtisane und Alfredo, der wohlhabende Bürgerliche) scheitert aufgrund von sozialen Vorurteilen und der Spießigkeit einer heuchlerischen Gesellschaft - ihr Lebenstraum wird beiden solange vorenthalten, bis Violetta stirbt.
Nicht an den Vorurteilen ihrer Umwelt scheitert die angeblich »vom richtigen Wege Abgekommene«, sondern eine patriarchale Gesellschaft versagt, die ihre Söhne zu Schwächlingen und ihre Töchter zu Opfern macht. Giuseppe Verdi hatte in seiner anfangs »wilden Ehe« mit der gefeierten Sängerin Giuseppina Strepponi die soziale Ächtung am eigenen Leib erfahren. Gemeinsam mit ihr hatte er auch im Frühjahr 1852 am Pariser Théâtre du Vaudeville eine Aufführung der »Dame aux camélias« von Alexandre Dumas dem Jüngeren besucht. Und der Komponist erkannte darin sofort den grandiosen Opernstoff. Die Geschichte von der Pariser Kurtisane fußte auf einer wahren Begebenheit aus der Gegenwart. Marie Duplessis, die Kameliendame, mit der Dumas selbst einige Monate ein Verhältnis gehabt hatte, war 1847 dreiundzwanzigjährig gestorben. Bei ihm wurde sie zu Marguerite Gauthier und in Verdis »La Traviata« zu Violetta Valéry.