Donnerstag, 17. Juli 2008

Tagesbericht 17.07.2008

Logbucheintrag 17.06.2008
Position: im Banne der Burenwurscht
Sternzeit: würstchenartig

Dears,

ich sag’s ganz ehrlich: zu meiner Glückseeligkeit brauche ich hin und wieder was ganz, ganz Bestimmtes. Etwas, das man heutzutage kaum mehr findet. Etwas das es früher überall in Wien gab. Ich brauche so eine richtige, ordentliche Dosis Wienerisch.
Hab’s eh schon mal erklärt (in einem anderen Tagesbericht, lang, lang isses her), es geht nicht um diesen Slang – es geht ums ein’gmachte Wienerische (das sich halt sicherlich mit ein bisserl Slang mischt).
Wienerisch ist eine eigene Sprache – und nicht nur ein Dialekt.
A wengal weanarisch – und die Welt ist wieder besser.
A wengal weanarisch – und du giltst vielerorts als Prolet.
A wengal weanarisch – verstehen viele heute gar nicht mehr.
Ich kann mich, wenn ich will, in ganz wunderbarem Hochdeutsch artikulieren.
Aber warum soll oder muss ich eigentlich?
Interessant finde ich immer wieder, dass fast jeder andere österreichische Dialekt als schön, lieb und originell empfunden wird – nicht so das Wienerische. Es wird auch in den Bundesländern noch viel mehr Dialekt gesprochen. In Wien ist das eigentlich nicht so.
Außer man wohnt z.B. in Holy St.Simmering ;o)
Na jedenfalls: ich mische beides tlw. recht wild. Also das Wienerische und das Hochdeutsche.
Und hin und wieder brauch ich eben diese Dosis, die volle Dröhnung, ich will high sein, vor lauter Remasuri, Semmerl, Spee, Kramuri, Eiskostn, Kraxn, etc..
Und manchmal will ich’s afoch diaf :o)

Wenn man sich nicht unbedingt zu einem zwielichtigen Brandineser begeben möchte oder in sonst irgendeine wüde Hittn einefoin will, hat man heutzutage eher schlechte Karten.
Es gibt allerdings einen Ort, wo man immer hingehen kann. Und wo einem das Wienerische fast garantiert ist, Schmäh quasi inklusive.
„Sias oda schoaf?“
Wo hört man das?
Genau, beim Würstlstandl.
Allerdings: auf dem Weg zu einem g’scheiten Würschtlstandl – wie viele Kebap Buden findet man bis dorthin? Nicht nur die Wiener Sprache ist vom Aussterben bedroht, sondern auch die österreichische Fast Food Variante.
Gegründet wurde diese Einrichtung während der k.u.k. Monarchie, um Kriegsinvaliden ein Einkommen zu sichern. Fakt ist: für jeden zugesperrten traditionellen Wiener Würstelstand eröffnet (meist an selber Stelle) ein Kebapstand. Man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, wohin das zu führen droht: der Würstelstand stirbt aus.

Ohne den Würstelstand wäre Wien um einiges ärmer. So sagt man nicht von ungefähr, dass am Würstelstand alle gesellschaftlichen Zwänge und Normen nicht gelten – es steht der Bankmanager direkt neben dem Punk und alle beide genießen in Seelenruhe ihre Burenwurst oder Käsekrainer.

Zur Zeit gibt’s aber zum Glück noch einige sehr gute Stände.
Burenwurst, Käsekrainer, Frankfurter, Waldviertler, Debreziner, Hot Dog, Leberkäse, Senf, Kren, Ketchup, Brot, Semmel, Ölpfefferoni, Salz- & Essigurkerl, Rollmops, Manner Schnitten - das MUSS es bei einem Würstelstand geben.


"A Eitrige mit an Bugl und an 16er Blech – oba tschennifa!“
(wer auch immer die "Eitrige" erfunden hat: ich find’s total grauslich!!!)
„A Haaße mit an Siaßn und an Ölichen“
„An Burn Haxn mit a bissl an Krä, a Scherzal und a Soidzguakn“
„A Badl Glotte auf zwa extra Tölla mit an Schoafn und zwa Semmen“


„A grüde Käsekraina, aufgschnidn mit an Schoafn, a Soidzguakn und a dunkles Brot“
Das ist die Standardbestellung des Frl. K.’s bei einem Würstelstand.
Am besten schmeckt so eine grüde, aufgschnidene Käsekraina um ca. 3 Uhr morgens. Ich führte oftmals interessanteste Unterhaltungen mit mir vollkommen Unbekannten, z.B. am Quellenstandl in Favoriten. Oder bei dem Standl am Hohen Markt. Auch sehr unterhaltsam ist’s an Naschmarkt, dieser Stand hat sogar bis 5 Uhr morgens geöffnet.
Oder „Das kleine Sacher“ am Lerchenfeldergürtel! Jössas, da war ich schon lang’ nicht mehr!
Eines der besten Würschlstandln (meiner Meinung nach) ist eigentlich gar kein richtiges Standl. Sondern eine kleine, winzige Bude am Viktor Adler Markt. Die beste Käsekrainer ever.
Mikrokosmos Würstelstand.
OK.
Eigentlich hört man dort mehr „Slang“ als echten Wiener Dialekt.
Aber das macht mir nix aus – es macht mich einfach glücklich.
Und wer jetzt annimmt, ich sei ein „Prolet“ – tja : des is ma eigentlich wuascht.
;o)

ZiervideoS (!) des Tages:


(Helmut Qualtinger – Der g’schupfte Ferdl)

sowie


(Trio Wien – Tröpferlbad (im Original von Pirron & Knapp))

Dears,
Hauts die Wadln fire
Wos liegt des pickt
A wengal, a Äuzerl, a bisserl
Ned Schmähstad sei, gö.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

bin ned schmähstad - zwar dem wienerischen nicht ganz so mächtig, doch ich verstsehe es (und das verdank ich unter anderem dem herrn qualtinger, dem herrn neuwirth und dem sehr geschätzten prof. dr. kurt ostbahn)

hatte lange ein ritual - nach arenakonzerten die baumgasse richtung landstrasser hauptstraße marschieren (war damals nähe juchgasse liiert) und dort auf der Kreuzung am Eck noch a Käsekrainer mit scharfem Senf und an Brot ...

und nachdem ich ja gleich ums eck vom viktor adler markt ein paar Jährchen gewohnt hab - kenn ich auch deine Hittn ;-))

glg
rosa

Anonym hat gesagt…

Lbs Frl K!
Heasd K!

Buchtipp: "der Herr von Adabei" von Vinzenz Chiavacci, is allerdings a Weanarisch des sogoa bei uns daham in St. Meideling scho ausgstuam is...
ansonsten bitte brav aufessen, mia woin doch bidde nächsde Wochn a g´scheids Weda haum! Und übrigens - a Grüllarei is in Planung! Mea boidigst!
im übrigen: wennscho HC dann bitte Artmann!!!

mit den besten Gruessen für erholsame Tage
der Ihrige
Hr P.
PS: Indische Hotels sollen soooo schlecht sein ;-))
ois oaschgsichta, de leid!

Frl. K. hat gesagt…

hallo frau rosa,
also heute bin ich schon ein bisserl schmähstad, und gestern war ich's überhaupt. aber wir stellten fest: für unser fortgeschrittenes alter sind wir eigentlich eh super beinand ;o)
wünsch dir einen schönen tag
lg
das frl.k.

Frl. K. hat gesagt…

herr p!
grüllarei?
wann, wo, was, wie?
bitte um baldigste info!
esse (leider) immer brav auf.
wenns also regnet liegts nicht an mir!! ;o)
lg
das frl.k.