Donnerstag, 18. Dezember 2008

Tagesbericht 18.12.2008

Logbucheintrag 18.12.2008
Position: in Kampfposition
Sternzeit: getarnt

Dears!
Hurra!
Na wie geht’s?
Also das Schweigen war super find’ ich.
Habe heute fast den ganzen Tag relativ still vor mich hingelächelt.
How nice.

Mal schauen, ob’s nice weitergeht, denn Samstag ist der Tag X.
20.12.08 = Truppenbewegung, ganze Kompanie angetreten
Zelte abbauen, Lagerfeuer löschen, Spuren verwischen, die Mulis beladen.
Im Gleichschritt! Marsch!
Meine Brötchengeberfirma wechselt den Standort.
Und man nimmt uns alle mit, keiner muss zurückbleiben.
Wir sind in Summe rund 40 Leute.
Bis dato räumlich auf 2 Etagen und div. Einzelbüros aufgeteilt.
Schön langsam wurde es enger und enger, außerdem wäre die Bude bald auseinander gefallen.
Da hat man sich doch lieber nach modernen, neuen Büroräumlichkeiten umgesehen.
Ich persönlich freue mich sehr darüber, kann’s kaum erwarten! Hurra!

Ängstlich blickten einige von uns einer einzigen Tatsache entgegen:
Wir werden zukünftig nur mehr eine große Küche haben. Voll ausgestattet – aber halt nur mehr eine.
Zzt. bewirtschaften wir (also bis morgen noch) 2 Küchen mit jeweils Herd, Kühlschrank und Geschirrspüler sowie 2 Teeküchen (auch jeweils mit einem Kühlschrank).

Bis dato hatten wir es all die ganzen Jahre nicht geschafft, diese Küchen in Ordnung zu halten. Unpackbare Zustände, von den Eiskästen ganz zu schweigen. Die jeweiligen Küchen wurden im Schnitt nur von 6-10 Personen benutzt. Und trotzdem: totales Chaos.
Es gab allerdings immer ein paar Beherzte, die sich guerillamässig mit der Machete den Weg bannten, um zumindest halbwegs Ordnung zu schaffen. Den Geschirrspüler ein- & ausräumten. Diverse Infektionskrankheiten in Kauf nahmen und den Kühlschrank ausmisteten, um Epidemien zu vermeiden.
Etc.


Und ab Samstag: 40 Personen. Eine Küche.
Sowie die Tatsachen: unsere hypergeileultrasuper Kaffeemaschine muss täglich gereinigt werden.
Panik! Panik! Panik!
Wie wird das enden?
Werden wir alle jung an Cholera sterben?

Ich persönlich würde mich als Küchen-Partisanin Nr. 1 bezeichnen – denn ich bin in dieser Firma wirklich schon ein Fossil. Was sich in einer Küche abspielen kann: ich habe tatsächlich schon alles gesehen und erlebt.
Und ich kämpfe seit Jahren für Gleichberechtigung.
Aber es klappt nicht so richtig. Manchen Kollegen isses nämlich wirklich komplett wurscht, die Hinterlassen ihren Dreck, pfeifen sich gar nix, lassen alles liegen und stehen, und lachen sich wahrscheinlich scheckig, wenn sie die Kleine Küchen Freischärler Truppe (KKFT) dabei beobachten, wie die immer und immer wieder zum Kampf antreten.
Vor allem: war ja nie wer, gehört ja niemand.
Was – ein Joghurt das vor 4 Monaten abgelaufen ist? Ein sprechender Paradeiser im Eiskasten? Nie gesehen.
Wie – tonnenweise Brösel am Esstisch? Dreckiges Geschirr stapelt sich, obwohl der Geschirrspüler bummnagelleer ist? Na ich war das nicht.
Ich habe im Laufe der Jahre geschätzte 250 Rundmails diesbezüglich verschickt.
Ich habe Flugblätter verteilt und aufgehängt („How To Use A Geschirrspüler“, „Kaffeemaschine ein- & ausschalten leicht gemacht“, „Verhalten im Notfall: was tun, wenn Milch, Kaffeebohnen und/oder Zucker ausgeht“, „It’s So Easy! Refilling Paper Towel“, „Die totale Leere – Geschichte der Flüssigseife“ usw. usf.) – es hat alles nichts genutzt.

Nun. Die KKFT nahm nun Kontakt zueinander auf, es gab mehrere geheime Zusammenkünfte im Untergrund.
Mit großer Sorge wurde bemurmelt, was alle seit Wochen und Monaten bewegte. Viele hatten Angst. Man sprach von Zwangsarbeit und Diktatur – letztlich wurde ein Beschluss gefasst : es muss für die Zukunft einen fixen Küchen- & Kaffeemaschinenreinigungsdienst geben. Sonst bleiben wieder ein paar Depperte auf der Strecke.
Und wie könnte es anderes sein: Küchen-Partisanin Nr. 1 wurde zum Anstaltsleiter vorgeschickt, um dem Plan vorzutragen und um einen Pakt zu schließen.

Mein Chef war spontan sehr angetan. Und sofort dabei.
Der Deal war perfekt, die Diensteinteilung wurde lang und breit besprochen – und die Küchen Partisanin Nr. 1 beauftragt, die Kollegenschaft vor vollendete Tatsachen zu stellen.
„Sie werden Dich steinigen Schatzi“ sagte mein Chef.
Ich weiß. Kann ich vorher noch eine Gehaltserhöhung haben?
(mein Chef ist manchmal komischerweise beidseitig taub)
„Fürchtest Du Dich, soll ich Dich unterstützen?“
Wir mussten beide sehr herzlich lachen.


Okay.
Heute erging das entsprechende Rundmail an alle meine Kollegen.
Die Mitglieder der KKFT führten ein kleines Freudenstänzchen auf.
Einige Freiwillige, die sich bis jetzt versteckt hielten, waren begeistert.
Wir waren sehr glücklich.

Und dann spaltete sich das Lager.

Dazu ist zu sagen: alle wurden in 6 Pools zu je 6-8 Personen aufgeteilt. Jeder Pool hat je eine Woche lang Küchen- & Kaffeemaschinenreinigungsdienst. Wer was wann innerhalb dieses Pools macht ist schnuppe, vor mir aus sollen die Leute Bestechungsgeld zahlen – ein Pool ist eine Woche lang verantwortlich. Ende der Durchsage.

Wir haben ja eine Reinigungsfrau.
Der Küchenreinigungsdienst muss also nicht die Böden schrubben oder die Küchenkasteln waschen. Einfach schauen, ob man die Küche gefahrlos betreten kann, ggfls. Geschirrspüler ausräumen, damit die nächste Partie Dreckgeschirr wieder eingeräumt werden kann.
Von mir aus die Straffälligen ohrfeigen – ist mir komplett egal.
Der Pool ist verantwortlich. Eine Woche lang. Finito.

Wer eine bessere Idee hat: vortreten.

Aber:
„Na ich sag’s gleich!! Ich mach den Dreck der anderen sicher nicht weg!!“
„Warum sind in unserem Pool nur 6 Leute? Im Pool fünf sind 8!!“
„Ich trinke überhaupt keinen Kaffee!“
„Ich habe nie was im Kühlschrank!“
„Ich benutze überhaupt kein Geschirr in diesem Büro!“
„Ich verwende am Tag maximal ein Kaffeehäferl – und jetzt muss ich jede sechste Woche den Geschirrspüler ein- & ausräumen!“
„Na bitte ich putze doch nicht die Küche!“
„Was ist mit den Leuten, die schon früher nach Hause gehen? Die müssen dann nie die Kaffeemaschine reinigen, oder wie??“
„Wie komm’ ich überhaupt dazu??“
„Ich räume meine Sachen immer sofort weg!“
"Das ist ungerecht aufgeteilt!"
Usw. usf.

Meine lieben, süßen Kollegen.

Naja. Kein Problem. Dann machen wir es jetzt einfach so:

Ich notiere mir jetzt einfach, wer aller (angeblich) niemals Kaffee trinkt.
Dann werde ich recherchieren, wer mehrere Tassen pro Tag zu sich nimmt, und einen Durchschnitt errechnen.
Ich bräuchte dann noch bitte eine Liste der Teetrinker, sowie genaue Angaben, wie viele Häferl und Gläser jeder pro Tag benutzt.

Anschließend werde ich eine Statistik erstellen, wer wie viel, was und wie lange im Kühlschrank lagert – und ob überhaupt.

Weiters werde ich erforschen, wer sich etwas zum Essen von zu Hause mitnimmt, und jenes im Büro verzehrt – hier muss dann noch unterteilt werden, ob die Speise in der Mikrowelle in einem Plastikgeschirr, am Herd in einem Topf oder ob es sich um Fertiggericht handelt, welches im Ofen in der Aluschale erwärmt wird.
Hieraus errechne ich dann, wer wie oft, wie viel und welches Geschirr verwendet, inkl. Besteck – versteht sich.

Dann gehe ich her, und schau mir Eure Dienstzeiten an.
Wer hat Früh- & Spätdienst, wer war beim Arzt, wer hat einen Auswärtstermin?
Dann hätten wir da noch unsere Vollzeitkräfte mit 40 Stunden, die Teilzeit mit 20 Stunden (die sich quasi einen Arbeitsplatz teilen – somit also nicht 5 Tage die Woche im Büro sind), und auch die Kollegen, die 30 Stunden wöchentlich in dieser Firma arbeiten.
Ich brauche dann bitte noch eine Liste mit Euren Urlauben.
Bitte Krankenstände auf Verdacht hin bekannt geben.
Rauchfangkehrer-, Heizungsableser-, Elternsprechtag-, Kindergartenlaternenfesttermine etc. ebenfalls verlautbaren.

Und dann meine lieben süßen Kollegen, und dann – werde ich eine total gerechte und individuelle Küchen- & Kaffeemaschinenreinigungsdiensteinteilung machen.
Ist das okay, mögt ihr das so, ist Euch das recht?

Andere Möglichkeit: IHR SPRECHT EUCH UNTEREINANDER AB!
Im Pool! Mit den Kollegen!
Was meint Ihr, hmm?
Und außerdem: wenn sowieso nie jemand etwas benutzt, und wenn, dann eh gleich wegräumt – dann hat sich ja der Küchendienst sowieso erledigt??

Meine lieben, süßen Kollegen.
Jeder Pool hat je eine Woche lang Küchen- & Kaffeemaschinenreinigungsdienst.
Und sollte es so sein, dass sich in Eurem Pool tatsächlich lauter Nicht-Kaffeetrinker, Nicht-Imbüroesser, Nicht-Imkühlschrankaufbewahrer etc. befinden,
ihr noch dazu alle an den gleichen Tagen später ins Büro kommt bzw. früher aus habt, oder ihr Euch kollektiv Urlaub nehmt, weil Ihr an einer Pilgerfahrt nach Mariazell teilnehmt:

meine lieben, süßen Kollegen:
DAS IST MIR PIEPSCHNURZ EGAL!!
Jeder Pool hat je eine Woche lang Küchen- & Kaffeemaschinenreinigungsdienst.
Endgültig letzte Durchsage.
Over & Out.
Bei weiteren Rückfragen steht Ihnen Ihr Anstaltsleiter gerne zur Verfügung.

Mit allerherzlichsten Grüßen
Küchen-Partisanin der ersten Stunde
Vorstandsmitglied des KKFT
Seit vielen Jahren leidgeprüft und geschunden
endlich ein Licht am Ende des Tunnel sehend
und mit einem sehr, sehr breiten Rücken,
gschamsderdiener

untertänigst und devot
das Frl.K.



HONIGKUCHENHUTSCHPFER DES TAGES / 17.12.:
Colin Firth

Colin Firth (* 10. September 1960 in Grayshott, Hampshire, England) ist ein britischer Schauspieler.


HONIGKUCHENHUTSCHPFERD DES TAGES / 18.12.:
Anthony Kiedis

Anthony Kiedis (* 1. November 1962 in Grand Rapids, Michigan) ist Mitbegründer, Texter und Sänger der kalifornischen Crossover-Band Red Hot Chili Peppers, die er 1983 mit Michael Balzary (genannt Flea), Hillel Slovak und Jack Irons gründete.


Ziervideo des Tages:

(RHCP - Snow)

So Dears.
Ich solle vielleicht lieber doch keine Schweigetage mehr einlegen.
;o)
Guuuuute Nacht!

2 Kommentare:

Unscha(r)f hat gesagt…

Pfau, das ist Durchsetzungskraft pur. Eine Frau die weiß was sie will. Ich hoff die anderen wissen auch dass Du es so meinst und durchsetzen wirst. Soll ich schon mal für den Notfall ein Bild suchen, so wie Schaf auf Albipass :o) ?? Könnte mir vorstellen, dass das Bild Hausfrau mit Waffe Deiner sehr änlich sein könnte gggggg. Bin ich froh dass ich Herrin meiner eigenen Kaffeemaschine bin und in der Firma gar nicht zum Essen komm. Obwohl gerade habe ich einen Teller mit leckeren selbstgemachten Weihnachtsgebäck bekommen. Ist aber noch verschlossen aber er lächelt. Wusste gar nicht dass so ein Teller richtig grinsen kann. "Kost mal,versuch es doch, ich schmecke lecker" die Kehrseite der Medaile sprich Kalorien verschweigt er. Punschzeit, Kekszeit, es ist ein Drama.
So nun aber mal wieder zur Punkteabgabe der HKHP
17.12. 9,4
18.12 8,7
Ganz liebe Grüße
Unscha(r)f

Anonym hat gesagt…

Liebes Frl K!
Danke für die Küchengeschichte! Obwohl: des funktioniert NIEEE!
in keiner Firma! never-ever!!

Viel Spass beim siedeln!
Überlege gerade mich mit Fotokamera ausgestattet im ersten zu postieren und pöhse Fotos zu schiessen hehe ;-)

Ihr
Hr P.
Ps: muss rasch in die Küche hab da im Hochsommer glaub ich mal ein Aktivia reingestellt....