Mittwoch, 24. Dezember 2008

Tagesbericht 24.12.2008

Logbucheintrag 24.12.2008
Position: besinnlich?
Sternzeit: na ehrlich?

Kuck-kuck!

Grad vorhin Anruf meiner Flugentenmutter:
„Sehen wir uns heute?“
Hahahahaha
Sehr witzig Mama, selten so gelacht.
;o)

Na gut.
Mein Christbaum steht.
Ein wahres Meisterwerk, wunderbar.
In meiner Familie gibt’s eigentlich keine Weihnachtstraditionen – außer dass man 24.12. Fisch ist. Aber das war’s dann schon wieder.
Meine persönliche Weihnachtstradition:
Keine Kerzen am Christbaum, kein Lametta, kein Engelshaar, keine Naschereien, keine Sternspucker.
Macht mich alles ganz nervös.
Mein Baum ist sowieso superkitschig, mehr verträgt er nicht.
Und Christbaumkerzen stören irgendwie mein Gesamtbild.
Ich steh ja total auf Vögel. Hab schon eine ganze Sammlung, tlw. sogar aus Lauscha.
Mein Plan ist es, irgendwann einmal, wenn ich genug Vögel habe, meinen Christbaum nur mit Glasvogerln und Tannenzapfen zu schmücken. Und sonst gar nix. Dauert aber noch ein bissi.
Generell stelle ich mir jedes Jahr einen Christbaum auf, weil er mir einfach gefällt. Sonst gibt’s da keinen Hintergrund.
Beim Schmücken meiner hübschen Nurblaufichte habe ich ein Zetterl gefunden.
„Frisch! Heimisch! Der Christbaum aus Niederösterreich!“
Aha.
Und mein Baum hat sogar keine Kennnummer!
Nr. 214528
Weiters steht da:
„Sehr geehrter Kunde! Sie haben eine gute Wahl getroffen (weiß ich eh, aber sagen Sie das doch mal diesem rassistischen Christbaumtandler!!) mit einem Christbaum aus Niederösterreich. Ihr Christbaum stammt entweder aus notwendigen Pflegenutzungen im Wald oder aus Kulturen auf landwirtschaftlichen Flächen, die für diesen Zweck begrünt wurden. Bei speziellen Fragen wenden Sie sich bitte an die ARGE der NÖ Christbaum- und Schmuckreisigproduzenten, St. Pölten, Telefonnummer usw.. Frohe Weihnachten wünscht Ihr Christbaumpartner!“

Na das ist ja nett.
Aber was heißt „stammt entweder – oder“?
Na wie jetzt? Ist jetzt mein Christbaum ein wahres Kind der Natur, der einem hinterhältigen Förster zum Opfer gefallen ist, oder handelt es sich bei meiner Nurblaufichte um einen quasi künstlichen Emporkömmling der Kieferngewächse?
Hm. Also das wäre jetzt schon interessant.
„Bei speziellen Fragen wenden Sie sich ….“
Guten Tag, hier Frl. K. aus Holy St. Simmering!
Ich hätte da eine Frage zu Baum Nr. 214528.
Gleich mal vorab möchte ich die Empfehlung abgeben, dass Sie sich Ihre „Christbaumpartner“ zukünftig ein bisserl besser anschauen. Ich mein, so geht das nicht – Baum Nr. 214528 ist ja quasi ein Kind von Ihnen … und sagen Sie mal, wie lange dauert denn die Lehrzeit für Christbaum- und Schmuckreisigproduzenten?
Tüttüttüttüttüttüt.

Und heute am Vormittag im Radio gehört:
Totalstau rund um den Naschmarkt – nix geht mehr.
Genau. 24.12., 10Uhr vormittags – geh das setz ich mich doch in mein Auto und mach ne Spritztour zum Naschmarkt! Das ist die Idee! Die Leute haben ja echt alle einen Knall.

Tja, aber ist Weihnachten, gell. Ist doch schön, da prügeln wir uns noch schnell eine Runde um den letzen Weihnachtskarpfen.

Generell muss ich sagen: ich hab ein bisserl ein Problem mit Weihnachten.
Also jetzt nicht mit Weihnachten in dem Sinne. Von mir aus feiern wir halt jedes Jahr am 24.12. ein Fest, machen wir das, dagegen hab ich nix.
Mein persönliches Weihnachtsfest hätte ich schon vor einigen Jahren festgelegt:
Die ganze Familie, alle Freunde + deren Familien usw., treffen sich irgendwo und feiern eben.
Ein get together, wo jeder gerne hinkommt, wo jeder Zeit hat und sich die auch nimmt, weil es ist ja eben der 24.12..

Für die Kirche ist Weihnachten die Geburt Jesu Christi und damit, nach christlichen Glauben, die Menschwerdung Gottes. „Gefeiert“ wird still und andächtig, man betet, geht in sich besucht die Christmette usw..
Nun. Ich bin vor einigen Jahren aus dem Römisch Katholischen Glaubensverein ausgetreten.
Anlass war seinerzeit einer dieser Jahresrundbriefe des Wiener Erzbischofs an alle seine „Schäfchen“ mit diversen Empfehlungen. Ich kann den Inhalt nicht mehr wortwörtlich wiedergeben. Aber bemängelt wurde u. A. die „Karrieresucht“ vieler Frauen, die dadurch ihre eigentliche Bestimmung vergessen – nämlich Ehefrau und Mutter zu sein. Man sehe dies ganz deutlich am Rückgang der Geburtenraten. Und wo wir dann wieder beim Thema Verhütung wären usw.. Weiter ging’s mit einigen anderen verstaubten Ansichten der Römisch Katholischen Kirche zur Rolle „Frau und Kirche“.
Am nächsten Tag bin ich auf das Simmeringer Bezirksamt marschiert und habe meinen Kirchenaustritt unterschrieben.
Ich kann mich mit „der Kirche“, den Glaubensinhalten und der Morallehre definitiv nicht identifizieren. Was nicht bedeutet, daß ich nicht an „Gott“ (oder wie auch man ihn oder sie nennen mag) glaube. Anders eben.
Für mich ist es z.B. auch total befremdlich, dass Christen die Geburt Jesu Christi still um besinnlich „feiern“. Die Geburt eines Kindes ist doch etwas Erfreuliches. Party! Stimmung!

Das gegenseitige Beschenken wurde 1535 von Martin Luther als Alternative zur bisherigen Geschenksitte am Nikolaustag propagiert, um so das Interesse der Kinder auf Christus anstelle der Heiligenverehrung zu lenken. Später kamen kamen alte und neue Bräuche verschiedener Herkunft, zum Beispiel Krippenspiele seit dem 11. Jahrhundert, zudem der Adventskranz (1839), der geschmückte Weihnachtsbaum (15. Jahrhundert) hinzu.

Christen und Nichtchristen feiern Weihnachten heute meist als Familienfest.
Aber was feiern wir denn eigentlich – und wie viele feiern wirklich? Und wie?

Ich bin heute Abend, wie jedes Jahr, bei meinen Eltern.
Wir haben generell einen sehr regen Kontakt und sehen uns häufig.
Ich freue mich, sie zu sehen. Wie immer eigentlich.
Aber wir „feiern“ nicht. Wir essen gemeinsam und tauschen anschließend Geschenke aus.
Würden wir uns nur selten sehen bzw. vielleicht nur am 24.12. – wäre das tatsächlich ein Grund zum Feiern?
Und was ist mit jenen, die gar keine Familie haben? Wann und wo „feiern“ die? Nie?
Was würde die Wirtschaft eigentlich ohne Weihnachten machen?
Konsumrausch, die Tische biegen sich. Auch unter Nahrungsmitteln. Die Leute wissen scheinbar gar nicht mehr, was sie sich noch alles in den Wanst stecken sollen. Besser, teurer, exklusiver – es ist ja Weihnachten! Man gönnt sich ja sonst nix, geht uns ja so schlecht …
Also.
Große Weihnachtsparty am 24.12. (oder 25.12.)
Vielleicht lässt sich das ja irgendwann einmal umsetzen.
Und ich verspreche: es wird kein einziges besinnliches, traditionelles, kirchliches Weihnachtslied gespielt ;o)

HONIGKUCHENHUTSCHPFERD DES TAGES:

Ausdrucken, ausschneiden + Foto von wem auch immer reintun.
Denn eigentlich sollten doch jene die wir lieben am „Schönsten“ für uns sein und uns zum Lächeln bringen?

Ziervideo(s) des Tages:
(für beide Fraktionen was dabei ;o))


(Brian Setzer - Run Rudolph Run)

und


(Rea Garvey - Hallelujah)

Mein Wunsch an das „Christkind“:
Viel, viel, viel, viel, ….. Zeit.
Zwei offene Augen und ein weites Herz.
Und viele glückliche Momente – auf das ich sie immer erkenne.

Dears,
ich wünsche Euch ein Weihnachtsfest –
so wie Ihr Euch das vorstellt
und
so wie es für Euch gut und schön ist.
Keinen Stress und keinen Streit.
Das es halt wirklich „Sinn“ macht – individuell, für jeden von Euch.

Meine Kerze brennt an beiden Enden, sie übersteht diese Nacht nicht,
doch sie spendet meinen Freunden und Feinden ein wundervolles Licht.
aus „In der Mitte entspringt ein Fluss“

Rosenlippenmädchen, leichtfüßige Jungs.
Ich gebe einen aus.
Prost + bis morgen Dears!